
Einer der jüngsten französischen Serienmörder, der innerhalb von nur 6 Monaten zwischen August 1993 und Januar 1994 in Vororten von Paris fünf ältere Damen tötete, weshalb er in die Kriminalgeschichte als der „Old Lady Killer“ einging, war Claude Lastennet. Claude erblickte am 19. Januar 1971 nur wenige Minuten nach seinem Bruder Frédéric in der französischen Hafenstadt Brest das Licht der Welt. Claude wuchs ohne die Präsenz seines Vaters auf, der Seemann war und keinen Kontakt zu einer Familie pflegte. Claudes Mutter Jacqueline verließ ihre beiden Söhne 1983, um in Paris als Postangestellte Geld zu verdienen. Claude und sein älterer Bruder Frédéric wurden vorübergehend von Verwandten in Crozon aufgezogen, bis Jacqueline ihre beiden Söhne zwei Jahre später zu sich nach Paris holte. Anno 1983 zog diese samt ihren Söhnen wieder in ihre alte Region, wo sie sich in Morlaix niederließ. Nur ein Jahr später heiratete Jacqueline erneut. Diese neue Heirat seiner Mutter sah Claude als Verrat an, der sich mit seinem alkoholabhängigen Stiefvater sehr schlecht verstand, weshalb er im Alter von 14 Jahre von Zuhause wegrannte. Nachdem Claude erfolgreich eine Schule in Quimper mit Bescheinigung in Restaurantmanagement und Konditorei bestanden hatte, war er als Kellner saisonal in einem Hostel tätig, wo er schon bald mit Drogen dealte. Claude wurde selbst drogenabhängig, der ständig Haschisch konsumierte. Claude suchte nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1990 Hilfe in einer psychiatrischen Klinik. Er hatte einen Nervenzusammenbruch aufgrund des Todes seiner Großmutter erlitten. Ab 1991 arbeitete er als Kellner, wo er wegen seiner Affären mit älteren Frauen bekannt wurde und schließlich die Stelle verlor, da er sich weigerte, manche Kunden zu bedienen. Hier begann Claudes Abwärtsspirale, die im Februar 1993 bei einem Besuch seines Bruders Frédéric in einem Selbstmordversuch mündete. Claude hatte sich mit einer Überdosis Lexomil versucht das Leben zu nehmen, konnte jedoch gerettet werden. Danach setzte er eigenmächtig seine Medikamente für seine psychische Erkrankung ab und begann, gezielt nach älteren Frauen zu suchen. Der erste Mord geschah am 24. August 1993. Claude brach in das Haus der 87-jährigen Marcelle Cavilier in Chevilly-Larue ein. Er drang gewaltsam in ihre Wohnung ein, verlangte Geld und erwürgte sie, als sie sich weigerte ihm Geld auszuhändigen. Dies war der Beginn einer gewalttätigen Reihe von Überfällen, die viele der Schwächsten der Gesellschaft ins Visier nahm. Mit seiner Beute von 12.000 Francs konnte er nicht nur seine Miete, sondern auch andere Schulden begleichen. Nachdem ersten Mord hatte Claude Blut geleckt. Zwar hatte es eine Zeugin gegeben, aufgrund deren Beschreibung ein Phantombild angefertigt werden konnte, aber die Polizei tappte völlig im Dunkeln, wer der mysteriöse alte Damenkiller war. Kurze Zeit später, am 15. November, folgte der Mord an Antoinette Bonin, einer 76-jährigen Frau. Claude ging nach dem selben Modus Operandi vor. Er brach in ihr Zuhause ein und erwürgte die alte Dame. Als ihr Sohn François plötzlich in der Wohnung auf Claude traf, behauptete dieser seiner Mutter ginge es schlecht und floh. François lief zu seiner Mutter, die am Boden lag. Sofort bat er seine Ehefrau Nicole die Polizei zu alarmieren. Der Verdacht fiel jedoch nicht auf Claude, sondern die Polizei glaubte, dass François seine Mutter aus Habgier getötet hatte. Im Dezember 1993 setzte Claude seine Mordserie fort, indem er in die Wohnungen von der 72 Jahre alten Raymonde Dolisy und der 91 Jahre alten Augustine Royer einbrach und beide Frauen erwürgte und ausraubte. Die polizeilichen Ermittlungen liefen auf Hochtouren und es stellte sich heraus, dass alle Mordopfer an derselben Buslinie, der 172 im Süden von Paris lagen. Am 20. Dezember überfiel Claude die 82 Jahre alte Rosalie Czjka, die er mit einer vorgehaltenen Waffe bedrohte. Doch diese schrie so laut um Hilfe, dass ein Nachbar herbeieilte und Claude daraufhin die Flucht ergriff, wobei er seine Mütze verlor. Das letzte Mordopfer von Claude wurde am 8. Januar 1994 die 92 Jahre alte Violette de Ferluc, in deren Wohnung er einbrach, diese durchwühlte und Violette erwürgte. Bereits wenige Tage später, am 12. Januar 1994, wurde Claude schließlich verhaftet, nachdem Arnaud Bossu, der im selben Wohnheim wie Claude lebte, die Polizei informierte, dass Claude ihm von gestohlenen Kreditkarten von älteren Damen erzählt hatte, die er ermordet hatte. Er wollte wissen, wie er diese verwenden konnte. Als Arnaud daraufhin geschockt reagiert hatte, tat Claude dies als makabren Scherz ab. Doch Arnaud wusste von der Mordserie des „Old Lady Killers“, die die Schlagzeilen in ganz Frankreich beherrschten. Seine Aussage führte zur Festnahme von Claude, der sofort, die 5 Morde und einen Mordversuch gestand. Bei der Wohnungsdurchsuchung wurden zahlreiche Beweismittel, darunter Schmuck und persönliche Gegenstände seiner Opfer entdeckt. Im Oktober 1997 begann sein Prozess vor dem Schwurgericht Val-de-Marne. Claude sprach im Prozess von seinen Verbrechen in der dritten Person und gestand seine Taten ohne Zögern. Er erklärte, dass er sich von Geschichten über Vampire und Satan inspirieren hatte lassen und er unter einer gespalteten Persönlichkeit leide. So lebten ihn ihm wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde zwei Personen. Die Morde seien von seinem bösen Doppelgänger ausgeführt worden, der von ihm Besitz ergriffen hatte. Am 22. Oktober 1997 wurde er wegen Mordes in fünf Fällen schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft mit einer Mindeststrafe von 18 Jahren verurteilt. In den folgenden Jahren behauptete Claude durch Psychotherapie Fortschritte gemacht zu haben. Dennoch wurde ihm die Möglichkeit zur vorzeitigen Entlassung verweigert, und er starb am 19. Dezember 2023 im Alter von 52 Jahren in der Haftanstalt Poitiers-Vivonne. Claude Lastennet bleibt ein einschüchterndes Beispiel für das Böse, das in jeder Gesellschaft lauern kann. Seine Taten haben nicht nur das Leben seiner Opfer zerstört, sondern auch die ihrer Familien tiefgreifend beeinflusst. In einer Welt, die oft von Anonymität geprägt ist, hat er sich als der „Old Lady Killer“ unsterblich gemacht. Leider nicht durch Heldentaten, sondern durch eine abscheuliche Mordserie an älteren, zerbrechlichen Damen in den Vororten von Paris.