
Thomas Rung ist eine düstere Figur in der deutschen Kriminalgeschichte, der als einer der gefährlichsten Serienmörder Berlins seit Kriegsende gilt und bisher mehr Jahre im Knast als in Freiheit verbracht hat. Thomas Rung, ein 1,90 Meter großer Mann mit 100 Kilogramm Körpergewicht, der ein bisschen einem lebend gewordenen Teddybär ähnelt, erblickte am 3. Januar 1961 als sechstes von sieben Kindern in West-Berlin das Licht der Welt. Er wuchs in einer von Gewalt und Vernachlässigung geprägten Familie auf, die unter dem Einfluss eines alkoholkranken Vaters stand. Dieser gelernte Motorenschlosser herrschte mit eiserner Faust über seine Familie, während die Mutter, als Rung erst zwei Jahre alt war, die Familie wegen eines anderen Mannes verließ. Seine Stiefmutter, Tante Hilde, war ebenso prägend für seine Kindheit. Sie nahm eine autoritäre Rolle ein. Rungs Stiefmutter hatte die Rolle einer Richterin inne. Sie bestimmte die Strafen der Kinder, wenn diese unartig waren. Vollstreckt wurden die Strafen von Rungs Vater, wenn dieser von der Arbeit nach Hause kam. Dieser Mangel an Liebe und Wärme prägte Rungs psychische Entwicklung und lässt sich als möglicher Grund für seine spätere Gewalttaten heranziehen. In der Schule fiel er nicht nur durch seine schlechten Leistungen auf, sondern auch durch kriminelle Handlungen wie Einbrüche und Körperverletzung. Mit 14 Jahren musste sich Rung zum ersten Mal vor Gericht verantworten, da er Kinder ausgeraubt und provoziert hatte. Nach der 8. Klasse schmiss Rung die Schule. Er arbeitete fortan auf dem Schrottplatz. Diesen geliebten Job musste er jedoch aufgeben, da die Familie nach Niedersachsen zog. Doch Rung fühlte sich dort nicht wohl, weshalb er 2 Jahre später wieder nach Berlin zurückkehrte. Die frühe Kindheit und Jugend von Thomas Rung sind ein Beispiel dafür, wie ein traumatisches Umfeld zu problematischen Verhaltensweisen führen kann. Solche Erfahrungen können tiefgreifende Auswirkungen auf die Psyche eines Menschen haben und sind oft ein Nährboden für zukünftige Gewalt. Anfang der 80er Jahre schien sich Rungs Leben zum Guten zu wenden, als er bei einem Autoteile-Vertrieb angestellt wurde. Doch trotz festem Job beging er weiterhin Raubüberfälle. In dieser Zeit verübte er auch seinen ersten Mord. Sein Opfer wurde am 13. Oktober 1983 seine 77 Jahre alte Vermieterin Melanie Sch., die er in ihrer Wohnung in der Silbersteinstraße in Berlin-Neukölln wegen 80 Mark tötete. Diese Tat führte zur fälschlichen Verurteilung eines anderen Mannes, Michael Mager, der in einem Moment der Verwirrung die Tat gestand und sechs Jahre unschuldig im Gefängnis saß. Der Fall zeigt, wie komplex die Ermittlungen um Rungs Verbrechen waren und welches unfassbare menschliche Leid sie verursachten. Nur einen Monat später verübte er seinen brutalsten Mord. Sein Opfer wurde die 22 Jahre alte Pfarrerstochter Susanne M., die er nach einem Vergewaltigungsversuch würgte und so lange mit Füßen trat, bis diese bewusstlos wurde. Dann erstickte er diese mit dem Sand des Spielplatzes an der Silbersteinstraße in Berlin-Neukölln. Bereits 1 Monat danach überfiel er an der Amendestraße auf einem Lagerplatz in Reinickendorf die 85 Jahre alte Frieda K., die er sexuell missbrauchte, ausraubte und tötete. Nur wenige Tage später an Heiligabend überfiel er die 62 Jahre alte Josefine G. am Neuköllner Schifffahrtskanal, die er vergewaltigte und dann ins Wasser warf. Jahre strichen ins Land bis er am 16. Oktober 1990 die 59 Jahre alte Hella K. in ihrer Wohnung in der Marienstraße in Berlin-Mitte in der Badewanne ertränkte. Fünf Jahre vergingen bis er aus Wut seinen Stiefbruder Eckhard T. in dessen Wohnung in der Cottbusser Straße in Hellersdorf würgte und dann in dessen Badewanne ertränkte, da er ihn auf seine Alkoholprobleme angesprochen hatte. Sein letztes Opfer wurde die beste Freundin seiner Lebensgefährtin, die er zuerst vergewaltigte und dann tötete. Vor seiner Festnahme wegen Mordes im Jahr 1995 war Rung bereits mehrfach straffällig geworden. Diese Vorbelastung deutet auf ein Muster von Gewalt und Kriminalität hin, das sich über Jahre hinweg entwickelte. Zwischen 1983 und 1995 beging Rung insgesamt sieben Morde, bei denen er sowohl Frauen als auch seinen Stiefbruder tötete. Seine Opfer wurden auf grausame Weise vergewaltigt, erwürgt, ertränkt oder erstickt. Die Art und Weise, wie Rung vorging, war extrem variabel, was es der Polizei erschwerte, einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Morden herzustellen. Die Festnahme von Thomas Rung im Jahr 1995 stellte einen Wendepunkt in der Aufklärung seiner Taten dar. Nach seiner Festnahme gab er seine Verbrechen offen zu, was für die Ermittler ein Lichtblick in der dunklen Geschichte seiner Gewalttaten war. Im Jahr 1996 wurde er vom Landgericht Berlin zu zweimal lebenslanger Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Der forensische Psychiater Wilfried Rasch bewertete Rung als jemanden, der „trotz seiner Normalität diese Taten begangen“ hatte, was die Frage aufwirft, wie man den Unterschied zwischen äußeren Erscheinungen und inneren Abgründen wahrnehmen kann. Die Haftbedingungen boten Rung keine Rehabilitation; im Gegenteil, er zeigte weiterhin gewalttätiges Verhalten. 2001 misshandelte er einen Mitgefangenen namens Brian L., weil dieser seinen Gameboy in die Hand genommen hatte. Dafür erhielt Rung zusätzlich zwei Jahre und acht Monate Haft. Auch die Jahre darauf waren von Gewalt geprägt. 2003 verletzte er einen weiteren Insassen lebensgefährlich, was 2004 zu einer weiteren zehnjährigen Haftstrafe und einer zweiten Sicherungsverwahrung wegen versuchten Totschlags führte. Die Tatsache, dass Rung selbst hinter Gittern nicht zur Ruhe kam, reflektiert die Komplexität seiner Persönlichkeit und die Unfähigkeit, aus seinem gewalttätigen Verhalten auszubrechen. Er wurde zunächst in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit untergebracht, bevor er nach Celle in Niedersachsen verlegt und später wieder nach Tegel geschickt wurde. Thomas Rungs Fall ist eine tragische Erzählung über die Folgen eines gewaltgeprägten Aufwachsens sowie die Auswirkungen einer unaufhörlichen Spirale von Gewalt und Kriminalität. Seine Taten werfen Fragen über die Grenzen von Schuld und Verantwortung auf, besonders in Anbetracht der Umstände, die zu seiner Entwicklung führten. In der heutigen Zeit, in der Kriminalpsychologie und Prävention zunehmend an Bedeutung gewinnen, bietet Rungs Geschichte wertvolle Einsichten in die dunklen Ecken der menschlichen Psyche und die Notwendigkeit, gewalttätiges Verhalten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die gesellschaftlichen und juristischen Konsequenzen seiner Taten werden noch lange nachhallen und erinnern uns daran, wie komplex das Zusammenspiel zwischen individuellen Lebensumständen und kriminellem Verhalten ist.