
Ein absolut filmreifer Mord, der die gesamte Gesellschaft schockierte, ereignete sich am 16. August 2022 im Heilbronner Umland. An jenem Tag wurde die 23-jährige Schahraban K., besser bekannt als Siri, auf brachiale Weise in eine Reihe von Ereignissen verwickelt, die bis heute für Entsetzen sorgen. Siri, die erst vor Kurzem wieder bei ihren Eltern in München eingezogen war, hatte einen unruhigen Lebensabschnitt hinter sich. Ihre Ehe mit Rawan, einem Jesiden, war aufgrund unüberwindbarer Differenzen zu Ende gegangen. Der Druck ihrer Familie und die strengen religiösen Vorschriften der Jesiden schienen sie zu erdrücken. Vor diesem Hintergrund schmiedete Siri einen perfiden Plan. Sie wollte ihren Tod vortäuschen, um ihre Familie hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Die Tragödie nahm ihren Lauf, als Siri am besagten Tag in ihrem schwarzen Mercedes Coupé von München nach Ingolstadt fuhr. Eine Reise, um ihre Post aus der ehemaligen Wohnung abzuholen. Spätabends, als Siri noch nicht zurückgekehrt war, machten sich ihre besorgten Eltern auf den Weg nach Ingolstadt. Was sie dort fanden, war weit über das hinausgehend, was sie befürchtet hatten. Sie entdeckten in der Peisserstraße unweit von Siris Wohnung kurz vor Mitternacht den schwarzen Mercedes ihrer Tochter. Als sie durch dessen Scheiben blickten, sahen sie eine tote, junge Frau. Sie waren sich sicher, dass es sich dabei um Siri handelte und alarmierten sofort die Polizei. Die anschließende Obduktion ergab, dass die tote Frau mit über 56 Messerstichen getötet worden war. Doch die eigentliche Sensation war, dass die Tote, die Siri zum Verwechseln ähnlich sah, nicht Siri, sondern die ebenfalls 23 Jahre alte Khadidja O. aus Eppingen war. Was hatte es damit auf sich? Noch in der Nacht vom 17. auf den 18. August verhaftete die Polizei Siri und deren Komplizen, den 25 Jahre alten Maler und Rapper Sheqir K. alias Cici. Die Ermittler waren sich sicher, dass Siri mit der Vortäuschung ihres Todes, die Chance sah, um aus den Fängen des Jesiden-Clans zu entkommen. Denn ihre Familie und ihr Ehemann waren gläubige Jesiden. Eine Ehe, die nach den Glaubensregeln der Jesiden geschlossen wird, kann nicht getrennt werden. Beide waren nach jesidischem und nicht deutschem Recht verheiratet. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass Siri gezielt über die Sozialen Medien nach einer Doppelgängerin gesucht hatte und bei der algerischen Beauty-Bloggerin Khadidja O. auf Instagram fündig geworden war. Diese hatte nicht nur dunkle Locken und war ungefähr 1,64 Meter groß, sondern sie sah Siri verblüffend ähnlich. Siri lockte Khadidja zunächst über einen Fake Account mit einem Dreh in einem Musikvideo der Rapperin Lune. Doch als Khadidja aus Sicherheit diese anschrieb und die Rapperin keinen blassen Schimmer von Khadidja hatte, brach diese sofort den Kontakt ab. Doch Siri ließ nicht locker, die Khadidja mit der Aussicht auf eine kostenlose Laserbehandlung in ihrem Friseursalon mit Kosmetikstudio köderte. Tatsächlich erklärte sich Khadidja zu einem Treffen bereit. Am 16. August holte Siri gemeinsam mit dem Kosovaren Cici, den sie erst vor kurzem auf einer Party über gemeinsame Freunde kennen gelernt hatte, Khadidja in Eppingen ab. Dann fuhren sie in das Waldstück Stöckach, wo Cici der ahnungslosen Khadidja zunächst mit einem Schlagring mehrfach in deren Gesicht schlug, bevor er wie im Rauch mit einem Messer auf sie einstach. Danach legten sie diese auf die Rückbank und fuhren auf den Parkplatz des Discounters Kaufland in Bad Rappenau, wo Khadidja endgültig getötet wurde. Die Tatwaffe entsorgte Cici einfach im Gebüsch. Bis heute konnte die Mordwaffe nicht gefunden werden. Siri und Cici wurden im Dezember 2024 nach 53 Verhandlungstagen im sogenannten „Doppelgänger“-Prozess von der 1. Strafkammer des Landgerichts Ingolstadt wegen Mordes an Khadidja O. zu jeweils lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Darüber hinaus wurde bei Siri die besondere Schwere der Schuld festgestellt, was eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung nach 15 Jahren ausschließt. Siri wurde außerdem wegen versuchter Anstiftung zum Mord zu Lasten ihres Schwagers verurteilt. Denn Siri hatte einen Mann beauftragt ihren Schwager für 10.000 Euro zu töten, da dieser sich gegen eine Auflösung der Ehe gestellt hatte. Doch dies war nicht der erste Angriff von Siri auf ihren Schwager. Schon im Februar 2018 hatte sie den Bruder ihres zukünftigen Ehemannes mit einem Elektroschocker einen Schlag gegen den Hals versetzt, worauf sie wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden war. Die Zeitungen berichteten über die gespenstische Ironie, dass eine Frau, die sich als Opfer inszenieren wollte, letztendlich die Täterin war. Die Verurteilung von Siri und Cici führte nicht nur zu einem rechtlichen Urteil, sondern auch zu einer dringenden gesellschaftlichen Diskussion über den Einfluss sozialer Medien auf das Verhalten junger Menschen. Die Frage, wie weit jemand bereit ist zu gehen, um ein ganz anderes Leben zu führen, steht heute im Raum. Der Fall offenbart die dunklen Seiten der digitalen Welt und die Möglichkeit, dass jemand zur Mörderin oder zum Mörder werden kann, wenn er sein wahres Gesicht hinter einer Maske aus Lügen versteckt. Siri und Cici bleiben, während sie ihre Strafen verbüßen, eine Mahnung für die Gesellschaft über die Gefahren von Identitätsverlust und den teuflischen Einfluss, den soziale Medien auf unsere Realitäten ausüben können. Am Ende bleibt der Fall nicht nur ein Beispiel für einen grausamen Mord, sondern auch eine Geschichte über die Suche nach Identität und die verzweifelten Maßnahmen, die manche Menschen ergreifen, um sich von ihrer Vergangenheit zu befreien.